Energiemesse in Schwetzingen – ohne Einsparung

Der Schirmherr kam mit Schirmmütze. Für OB Pöltl war es ein niederschwelliges Angebot mit vielen Informationen und „Erfolg für uns alle“. Nun ja, sagen wir einmal so, die Schirmmütze ist kein Rettungsschirm! Es pilgerten schon die richtigen in die kleinen Planken. Gas, Öl und Strom wurden teurer, da muss gehandelt werden, dachten sich viele Mieter und Eigentümer von Wohnimmobilien. Gibt es Alternativen und kann man sich das leisten, hießen die Fragen.

Am Stand der Schwetzinger Energieberatung hatte sich eine Schlange gebildet Alle hörten gespannt den Ausführungen eines Fachmannes zu. Durch die CO2 Bepreisung von 50 bis 60 Euro pro Tonne CO2 würden bald auch neue, also effiziente Braunkohlekraftwerke nicht mehr profitabel arbeiten. 2026 würde es dann soweit sein, dass Gasheizen unattraktiv würde. Das könnten schnell mal 250 Euro mehr sein im Jahr, wusste er. Alle nickten…

Am Messestand der Stadtwerke las man: „Fernwärme – Energie mit vielen Pluspunkten“. Vor der Netzkarte stand Publikum, sie diskutierten und suchten auf dem Schwetzinger Stadtplan ihr eigenes Zuhause. „Da is nix“, sagt der eine und die andere fährt mit dem Finger über die eingezeichneten Anschlussleitungen. Schnell erkennen alle, dass in der Schwetzinger Innenstadt „Fernwärmebedarf“ besteht. „Toll“, fuhr eine junge Frau fort, der Anschluss sei sogar kostenlos. Leider war die Werbung auf dem Plakat mit einem Sternchen versehen und im Kleingedruckten kam dann die Ernüchterung – „Nur in Bestandsgebieten“. Eine junge Stadtwerkerin versicherte freundlich, dass „man dran sei“, aber in der Zentralstadt in den nächsten Jahren nichts mehr passieren würde. Auch das Argument, dass in der Fußgängerzone mit vielen Geschäften ein hoher Energiebedarf besteht, konnte sie nicht umstimmen.

Beim Thema Strom hätte man weiterkommen können, denn es gibt Zuschüsse zu Balkonkraftwerken. In Heidelberg und Mannheim gibt es für Mini-Photovoltaikanlagen eine Finanzierung von bis zu 750 Euro. In Schwetzingen gibt es 30 Prozent der Anschaffungs- und Installationskosten für Balkonmodule. Die Energieberatung rechnete dann aus, dass es 300 Euro weniger als in Heidelberg und Mannheim sein werden. Dafür sei der Topf zur Finanzierung aber auch nicht so schnell leer. Ein 600 Watt Balkonkraftwerk erzeugt am Tag für ungefähr 60 Cent Strom. Das heißt, nach ungefähr drei Jahren hat sich die Investition frühestens amortisiert. Klimaschutz sollte der Stadt mehr wert sein!

Auf der Messe gab es auch Anbieter von entsprechenden Solarpanelen. Aber die Verkäufer schüttelten bei Nachfrage den Kopf. Einer sagte zu den Balkonkraftwerken: „Verdienen wir nix dran!“, der andere meinte: „Die kriegen sie bei Amazon schon für 900 Euro, mit Halterung“. Klimaschutz im Versandhandel, eine neue Erfahrung, die örtlichen Unternehmen zu berücksichtigen wäre die bessere Initiative.

Deshalb liebe Stadt und Stadtwerke, lieber Gemeinderat, nehmt die hohen Gewinne aus eurem Energieverkauf, fördert damit viele Balkonkraftwerke mit über 80 Prozent, baut Windräder, Geothermie-, Biogas- und Biomassekraftwerke, nutzt grünen Wasserstoff und legt Rohre für die Fernwärme. Was sagte OB Pöltl noch auf der Messe? Gerade in Zeiten, in der die Verunsicherung der Menschen groß sei, „ist es umso wichtiger, sich auf das zu konzentrieren, was wir vor Ort bewirken können“. Alla hopp!

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