Immer mehr sogenannte „Energieexperten“ machen es den Zeitungslesern schwer, Fakten von ideologischem Denken zu unterscheiden. Bedenkenträger, die oft mit dem Faktor „beleidigte Leberwurst“ Politiker kritisieren und ihr persönliches Schicksal über die Gemeinschaft stellen, versuchen so ihre Nachbarschaft zu beeindrucken. Mit dem Satz: „Ich bin immer für alternative Energie gewesen, aber…“, eröffnen diese „besorgten Bürger“ oft das Gespräch. Und es ist selbstverständlich, dass dabei der CDU-Abgeordnete der Gute ist, denn unter Kanzlerin Merkel war Öl und Gas billig, sowie Atomkraft CO2-frei. Stimmt, hätte uns das Putin-Regime nicht erpresst und wäre Fukushima nicht in die Luft geflogen, könnten wir heute nicht so engagiert über Geothermie diskutieren.
Bleiben wir mal bei der Atomkraft: Allein die Tatsache, dass die 24.000 Tonnen nichtstrahlender (also keine Radioaktivität) Schutt aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Philipsburg keiner haben will, ist ein politisches Dilemma der mitregierenden CDU im Ländle. Sie wollten die Abfälle im Enzkreis lagern, dürfen dies laut VGH aber nicht. Jetzt liegt der Müll rum. Daran erkennt man, dass dreckige Energieerzeugung überhaupt nicht mehr gewollt ist und abgelehnt wird.
Wollen wir also bis 2045 klimaneutral werden, sind Heizmethoden gefragt, die keine CO2-Emissionen erzeugen und trotzdem bezahlbar sind. Eine Alternative ist die Nutzung der Erdwärme, die das heiße Innere unseres Planeten zur Verfügung stellt. Bislang wird sie in Deutschland nur spärlich genutzt, es gibt gerade mal 42 Kraftwerke. Zusammen leisten sie 360 Megawatt, das ist nicht mehr als heute ein einziges größeres Kohleheizkraftwerk. Unterirdische Heißwasser-Reservoirs gibt es auch nicht überall, sondern nur in bestimmten Regionen, vor allem in Norddeutschland, Rhein/Ruhr, am Oberrheingraben und im Münchener Raum. Also, Kohlekraftwerke abschalten, Geothermie und Windkraft Ausbau beschleunigen.
Und ja, der Verbrenner trägt ebenso dazu bei, dass unsere Umwelt geschädigt wird. Entsprechend muss der Verkehrssektor als drittgrößter Verursacher von Treibhausgasen umgekrempelt werden. Die immer weiter sinkenden CO2-Grenzwerte für die Flotten der Autohersteller lassen sich nur mit einem größeren Elektroanteil ausgleichen. Und E-Fuels sind nicht die Lösung! Das International Council on Clean Transportation (ICCT) hält E-Fuels schlicht für „reine Verschwendung von Ökostrom“. Während bei E-Autos bis zu 95 Prozent des Stroms verfahren werden kann, gehen bei der Produktion von E-Fuels rund 50 Prozent der grünen Energie verloren.
ICCT, ist übrigens eine gemeinnützige Organisation, die durch die Aufdeckung des VW-Abgasskandals bekannt wurde. Sie hat die Höhe der Emissionen über die gesamte Lebensdauer eines PKWs ausgerechnet. Das Ergebnis: Reine Elektroautos stoßen in der Kompaktklasse, zu welcher beispielsweise der VW Golf gehört, 66 bis 69 Prozent weniger Treibhausgase aus, als ein vergleichbarer Benzin-Verbrenner. Deshalb werden jetzt E-Auto mit leistungsstarken Batterien gebaut. Relevante Rohstoffe sind Kobalt, Nickel, Mangan, Graphit und hauptsächlich Lithium. Bei der Gewinnung von Lithium aus Salzseen in Chile, Argentinien und Bolivien stellt die Wasserverknappung bei schon bestehender Wasserknappheit die größte Sorge dar. Eng verknüpft mit dieser Frage sind Konflikte mit ortsansässigen indigenen Bevölkerungsgruppen.
Schätzungen zufolge soll der europäische Lithiumbedarf bis 2030 um das 18-fache steigen. Um einer Abhängigkeit von südamerikanischen Ländern entgegenzuwirken, wollen Geothermie-Unternehmen eine direkte Lithiumextraktion (DLE) und die Energiegewinnung zusammenbringen. Damit kann die Unabhängigkeit des europäischen Wirtschaftsstandorts und der Batterieindustrie gesichert und gestärkt werden.
Und an alle die, die jetzt den Untergang des Abendlandes vor sich sehen: Umweltpolitik ist ein Innovationstreiber für unsere Wirtschaft, Umwelttechnologie schafft Beschäftigung und Zukunft.